Ein Leitbild für Nachhaltiges Angeln
Immer mehr Angler und Anglerinnen entdecken die hohe Qualität ihrer Zeit in freier Natur. Besonders in Zeiten starker Belastung durch den Stress des Alltags, geraten Geist und Körper beim Angeln in gesunden Gleichklang. Eine intakte Umwelt ist dafür die Grundlage. Dieses Leitbild soll Ihnen dabei helfen, den Fischfang mit der Angelrute nachhaltiger zu machen. Gewässer und Fischbestände können wir somit für nachkommende Generationen erhalten – und sogar zum Besseren entwickeln.
Unser Wissen um Fisch und Gewässer sollten wir im Sinne einer zukunftsfähigen Entwicklung der Bestände einsetzen und nicht ausschließlich, um mehr zu fangen. Sollte ein Pächter oder Verein zudem eine sehr großzügige Fischereiordnung haben, sollten wir diesen vorgegebenen Spielraum nicht unbedingt auch ausnutzen.
Wir entnehmen nicht mehr Fische als wir selbst oder zusammen mit unserer Familie verzehren können. Wir beachten bestehende Fangbeschränkungen und halten Maß, auch bei Urlaubsreisen in besonders fischreiche Reviere.
Wir wollen den Fortbestand der Fischarten in unseren Gewässern sicherstellen. Deshalb entnehmen wir nur Fische, die mindestens einmal abgelaicht haben. Die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestmaße können zu diesem Zweck von Pächtern und Vereinen entsprechend angehoben werden.
Respektieren von Laichzeiten und Laichgebieten bedeutet: Wenn ich weiß wo und wann Fische laichen, werde ich dort nicht auf diese Fische angeln – auch wenn die Schonzeit noch nicht begonnen hat oder bereits zu Ende ist.
Das Zurücksetzen großer Zander und Hechte sorgt, nach modernen fischereibiologischen Erkenntnissen, für starke und ausgewogene Fischbestände und unterstützt unsere Idee des nachhaltigen Angelns. Hamburg hat als erstes Bundesland deshalb neben dem Mindestmaß auch ein Obermaß für einige Fischarten im Fischereigesetz verankert. Zum Beispiel müssen dort Hechte und Zander über 75 Zentimeter Länge nach dem Fang zurückgesetzt werden.
Wir verzichten wir auf das Angeln mit Kunstködern oder Köderfisch in typischen Hecht- und Zanderrevieren während der Laichzeit dieser Raubfische, wenn zum Beispiel das Barschangeln in dieser Zeit noch erlaubt ist.
Wir möchten Fische überlisten, die unseren Köder auch wirklich fressen wollen. Fänge von Laichfischen oder von außen gehakter Fische vermeiden wir um jeden Preis. Wir informieren uns zu diesem Zweck genau über Laichgebiete und andere Reviere, die von den Fischen zum Schutz oder zur natürlichen Vermehrung aufgesucht werden.
Für die Verwertung von geangelten Fischen in der Küche legen wir unsere Köder auch auf häufigere Fischarten wie Brassen oder Grundeln aus. So erfüllen wir unseren Auftrag, ausgewogene Fischbestände in unserem Angelgewässer sicherzustellen.
Für den gezielten Fang von Fischen, die ausschließlich als Präparat und Trophäe zum privaten Gebrauch verwendet werden, haben wir grundsätzlich kein Verständnis.
Wir verwenden schonende Montagen und Angelhaken. Zum Beispiel verzichten wir auf Stinger (zusätzliche Drillingshaken zum Einzelhaken) an Gummiködern und einen dritten Drilling an Wobblern. Auch setzen wir beim Angeln mit Kunstködern eher kleinere Haken ein, um den Fisch nicht am Körper zu Haken.
Wir setzen auf Angelhaken mit möglichst kleinen Widerhaken, um den Haken leichter aus dem Fischmaul, Schlund oder Kiemen lösen zu können. Außerdem verwenden wir rostende Haken, die einen im Drill abgerissenen Fisch nicht belasten.
Wir lehnen es ab, Fische mit zu feinem oder nicht angemessenem Material zu beangeln und somit den Verlust des Fisches mit dem Haken im Maul zu riskieren. Hechte beangeln wir nur mit einem Stahlvorfach. Auch ein unangemessen langes Drillen von Fischen mit zu leichten Ruten und zu dünnen Schnüren, ist nicht im Sinne einer fischgerechten Angelei.
Umweltfreundliche Kunstköder aus Holz, rostendem Metall oder Kunststoffen ohne schädliche Weichmacher sind unser Beitrag zur Sauberhaltung unserer Gewässer. Auch auf Blei verzichten wir und setzen stattdessen zum Beispiel auf Tungsten oder ZAMAG.
Autos und Motorräder sowie Quads haben in sensiblen Landschaftsräumen nichts zu suchen. Mit unseren Fahrzeugen nutzen wir deshalb nur die öffentlichen Verkehrswege und nehmen den Weg zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Angelplatz gerne in Kauf. Schilfbestände und Ufergehölze betreten wir nicht, wenn weitere Wege oder Pfade an den Angelplatz führen.
Falls das Befahren eines Gewässers mit Booten erlaubt ist, dringen wir nicht in Gewässerregionen innerhalb sensibler Bereiche ein, wie zum Beispiel flache Buhnen und Buchten oder Vegetationsflächen.
Mit unseren Booten legen wir nicht in sensiblen Uferbereichen an und nutzen die dafür vorgesehenen Anleger und Hafenanlagen.
Über individuelle Regelungen in Schutzgebieten informieren wir uns sorgfältig und befolgen sie. Sie haben meist die wichtige Aufgabe, Erholungsraum für die Natur und ihre Bewohner zu schaffen.
Es liegt in unserem größten Interesse, naturnahe Gewässer zu beangeln und ihre Eigenarten sowie die örtliche Tier- und Pflanzenwelt zu erhalten oder zu entwickeln. Müll und Abfälle haben daher bei uns keine Chance. Wir haben immer einen Abfallsack dabei und sammeln auf jeder Tour den Müll anderer Gewässernutzer ein.
Das Zurücksetzen praktizieren wir stets mit viel Geduld für den gefangenen Fisch, wenn er nicht entnommen werden darf oder soll. Das Werfen von Fischen beim Zurücksetzen sowie das hastige Drillen aus großen Gewässertiefen lehnen wir grundsätzlich ab.
Das Angeln von hohen Spundwänden und Brücken vermeiden wir möglichst, um ein schonendes Anlanden und gegebenenfalls Zurücksetzen der Fische zu ermöglichen.
Befischen wir dennoch eine Spundwand, ist eine entsprechende Landehilfe in Form eines Spundwand-Keschers für uns selbstverständlich. Damit lässt sich ein gelandeter Fisch auch zurücksetzen
Fische drillen wir nicht länger als es für eine sichere Landung notwendig ist. Ein kurzer Drill sorgt dafür, dass die Muskulatur des gelandeten Fisches nicht übersäuert, die Fleischqualität sehr gut ist und gegebenenfalls das Zurücksetzen erfolgreich ist.
Ein Fisch muss immer selbstständig und mit Körperspannung aus unseren Händen schwimmen, wenn das Zurücksetzen erfolgreich sein soll. Durch sorgfältige Einführung in seine natürliche Schwimmbewegung verhindern wir ein Umkippen und Abdriften des Fisches in der Strömung.
Zur Landung eines Fisches verzichten wir auf Gaff-Haken und Fisch-Greifer (engl. lipgrip). Ein ausreichend großer Kescher aber auch eine fachmännische Handlandung (wo sie erlaubt und möglich ist) sind Landemethoden, die einen schonenden Umgang mit unserer Beute gewährleisten.
Wir verwenden übergroße Kescher, deren Netze mit einem Gummi-Überzug versehen sind oder vollständig aus Gummi bestehen. Schleimhaut oder der Schuppen werden so nicht verletzt und das Verhaken freistehender Angelhaken ist unwahrscheinlich.
Fangfotos müssen schonend für den Fisch und in kurzer Zeit gemacht werden. Unsere Fotos entstehen ausschließlich mit Fischen, die wir knapp über der Wasseroberfläche und mit nassen Händen präsentieren. Auch über dichtem Gras lässt sich gut und sicher fotografieren.
Das Ablegen von Fischen am Ufer zum Wiegen, Messen oder Fotografieren vermeiden wir. Fische lebend zu hältern, alleine um sie später zu fotografieren, findet bei uns nicht statt.
Beim Bootsangeln halten wir eine große, weiche, glatte und feuchte Unterlage für gelandete Fische bereit. So kann der Fisch im Boot schonend behandelt und gegebenenfalls zurückgesetzt werden.
Wir leisten unseren Beitrag zur Verständigung, indem wir Mitbürgern mit Migrationshintergrund geduldig und ohne Vorbehalte unser Leitbild und bestehende Gesetze näher bringen.
Angelnden Kindern begegnen wir aufgeschlossen, ihrem Alter angemessen und fördern ihre Leidenschaft – sie verwalten schon morgen die Schätze, die wir ihnen heute übergeben möchten.
Wir respektieren die Privatsphäre und das Erholungsbedürfnis anderer Angler und Anglerinnen, indem wir ausreichend Abstand zu unseren Nachbarn halten – sowohl am Ufer als auch mit dem Boot.
Konkurrenz und Neid sind schädlich für ein gesundes Miteinander. Wir vermeiden deshalb den Wettbewerb durch marktschreierische Darstellungen von Fängen in der Fachpresse oder in sozialen Netzwerken. Auch auf abfällige und verletzende Kommentare zu stolz vorgetragenen und regelkonformen Fängen verzichten wir.
Der respektvolle Umgang mit Spaziergängern und anderen Gewässernutzern wie Kanuten oder Schwimmern, versteht sich für uns von selbst. Sollten sie die Regeln nicht kennen, die unter uns Anglern gelten, klären wir unsere Mitmenschen freundlich darüber auf.
Beim Angelausflug in andere Länder befolgen wir die dortigen Fischereigesetze und Verhaltensregeln am Wasser, halten Maß bei der Entnahme von Fischen und achten Kultur und Lebensweise der dortigen Bevölkerung.